Newsletter Mai-Juni 2023

Herzlichen Glückwunsch zum 40-jährigen Bestehen!

Der Volksverein Mönchengladbach feiert dieses Jahr den 40. Geburtstag.
Das bedeutet 40 Jahre Praxis und Erfahrung als sozialwohlorientiertes Unternehmen.

Der Verein ist aus dem sozialreformerischen Wirken des ehemaligen „Volksverein für das katholische Deutschland“ (1890-1933) entstanden, 1933 wurde jedoch die damalige Organisation durch den Nationalsozialismus zerstört.

Im April 1983 wurde der „neue“ Volksverein gegründet. In der ehemaligen Textilregion im Zeichen der Strukturkrise am linken Niederrhein stand die Gründung des Vereins und seine inhaltliche Ausrichtung der Beschäftigungsförderung in direkter Beziehung zur Struktur der Arbeitslosigkeit in dieser Region.

Der Volksverein hatte heute 140 Plätze für Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in seinen 6 Betrieben von festangestellten Stammkräften begleitet und qualifiziert werden im Bereich der Wiederverwendung.

Zeit zum Feiern

Hier ein Foto vom Sommerfest der Umweltwerkstatt Herten, eines unserer Mitglieder mit 3 zertifizierten Re-Use Warenhäusern.

Neue Interviewreihe: Wir treffen aktive Mitstreiter*innen in der Wiederverwendung

Wir nehmen dieses erfreuliche Jubiläum in Re-Use Geschäftsfeld zum Anlass des Beginns einer neuen Interviewreihe, die aktive Leitungs-Menschen in sozialwohlorientierten Secondhand Kaufhäusern porträtieren möchte. Denn wir machen uns Gedanken: Sind die Aktivisten aus der Pionierzeit noch dabei? Wie finden Übergänge und Wissentransfer im Re-Use statt? Lernen Sie Persönlichkeiten kennen, die dabei helfen, die Wiederverwendung in sozialwohlorientierten Secondhand Kaufhäusern als wichtige strategische Säule der Kreislaufwirtschaft zu etablieren.

Re-Use trifft auf Einkaufserlebnis

Professionelle Trainings für die Mitarbeitenden am Point of Sale

Wir holen das ganze Package Fortbildungen zum Verkaufstraining in die Wiederverwendung!

Pilot- Veranstaltung am 27. Juli von 10 bis 12h, online

Der Einzelhandel, seine Erfordernisse für das Verhalten der Mitarbeitenden und die Ausrichtung auf das Einkaufserlebnis der Kunden haben längst Einzug gehalten im Gebrauchtwaren-Kaufhaus.

Nicht zuletzt auch wegen des ressourcenschonenden Aspektes der Wiederverwendung kann das Secondhand Kaufhaus heute neben den Galerien und Luxustempeln bestehen und sogar Umsatzsteigerungen verzeichnen. Umsatzsteigerung bedeutet Mengensteigerung und damit größere Mengen in der Abfallvermeidung und Wiederverwendung.

Zusätzlich zum umfangreichen Knowhow der Warenkunde, über Betriebsabläufe in der Sichtung, Testung und Sortierung der gebrauchten Waren braucht es nun einen Ruck in der überwiegend sozialwirtschaftlich orientierten Kaufhauslandschaft, um sich den Ansprüchen der sich stetig ausweitenden Kundenkreise zu stellen.

Themen:

  • ReUse trifft auf Einkaufserlebnis- Kundenerwartungen 2.0
  • Fachwissen ist Grundlage- Persönlichkeit verkauft
  • Warenpräsentation- das Auge kauft mit
  • Diebstahlprävention- wenn aus Kunden, Diebe werden
  • Herausfordernde Situationen am POS souverän meistern
  • Und Vieles mehr

Speziell für die Serie von angebotenen Trainings möchten wir Ihnen in diesem kostenfreien Webinar die Trainingskonzepte von RKB sales trainings vorstellen, die speziell auf den Re-Use Bereich zugeschnitten sind! Sie lernen die Trainerpersönlichkeit Frau Rita Katharina Biermeier und Ihre Trainingsmethode kennen.

Ab Herbst können Sie unsere speziell konzipierten Schulungen Einzeln, als Packet, online oder als Inhouse Schulungen buchen!

RE-USE Deutschland bietet spezielle Schulungen Beschäftigte nach §16i SGB an

Unser Qualifizierungsangebot speziell im Rahmen der Beschäftigung nach §16i SGB

Das Re-Use Geschäftsfeld bietet perfekte Einstiegsmöglichkeiten für Menschen, die sich weit entfernt vom Arbeitsmarkt finden, etwa aufgrund fehlender Qualifikationen oder besonderer sprachlicher, kultureller oder gesundheitlicher Umstände. Die vielseitigen Tätigkeitsfelder, von der Annahme, Testung, Sortierung, Warenpräsentation und der Pflege des Ladens und des Sortiments erlauben

  • ein (zunächst) geschütztes Heranführen an den Arbeitsmarkt
  • das Feststellen der individuellen Kapazitäten
  • Das Sich-Ausprobieren in verschiedenen Bereichen
  • Das Assimilieren kultureller/sprachlicher Gewohnheiten der Region

Re-Use Deutschland bietet jetzt spezielle Fortbildungen für Mitarbeitenden im Re-Use Geschäftsfeld an, die in Arbeitsverhältnissen nach §16i SGB II beschäftigt sind (oder in ähnlichen Eingliederungsmassnahmen). Hierzu bedarf es einer Absprache des Beschäftigungsträgers mit dem zuständigen Job Center, welches dann die Kosten für die „Weiterbildung für die Ausübung der geförderten Beschäftigung und/oder den Übergang in eine ungeförderte Beschäftigung“ übernehmen kann.

Als Verband der sozialwirtschaftlichen Unternehmen in der Wiederverwendung haben wir eine Serie von kurzen, leicht verstehbaren Qualifizierungsmodulen kreiert, die das Learning-by-doing direkt am Arbeitsplatz auf die nächste Stufe hebt: Fachexperten erläutern die gesetzlichen, ökologischen und betrieblichen Hintergründe der Wiederverwendung und Vorbereitung der Wiederverwendung (und übernehmen so die viele Erklärungen, zu denen man im Betriebsalltag selten Zeit findet).

Die Qualifizierungsmodule entsprechen den Mikroqualifikationen, wie sie die EU in ihrem Fortbildungskonzepten ausschreibt ( vgl. ‚2023 Year of Skills‘, unser newsletter vom März).

Wir bauen damit auf die Zukunft einer ökologischen und wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Re-Use und die Entwicklung hin zur Kreislaufwirtschaft mit der Schaffung neuer, sinnhafter Arbeitsplätze.

„Ich bin nicht alleine“

Dies war die Erkenntnis einer Teilnehmerin des Webinars Anleiterschulung Von Re-Use Deutschland Ende Mai.

Die ganztägige Veranstaltung beleuchtete die Rolle des/der Anleiter*in, die Aufgaben der Anleitung in Annahme, Sortierung, Erkennen des Wertigkeit, Warenpräsentation und Verkauf, sowie in der Zusammenarbeit mit sozial-pädogogischem Fachpersonal. Diese spezielle Mischung von Einzelhandelsqualitäten und fürsorglichem Anleiten und Begleiten zugewiesener Maßnahme-Teilnehmer*innen hat ein hohes Anforderungsprofil. Experten aus der Praxis referierten; es gab viel Raum für Fragen, Austausch und Tips & Tricks. Bislang gibt es solche Fortbildungen nur bei Re-Use Deutschland. Die Rückmeldungen waren so positiv, dass wir diese Fortbildung weiter im Programm haben werden. Die nächste ist im Herbst. Stay tuned!

Update EU Gesetzgebung zu WEEE* und dem Recht auf Reparatur

Wir möchten an dieser Stelle die Ergebnisse teilen eines kürzlich abgehaltenen Treffens des Taskforce des europäischen Verbandes der sozialwohlorientierten Wiederverwendungsunternehmen rreuse (Brüssel): 

Verstärkte Ausrichtung auf die Abfallhierarchie durch:

  • Förderung der wiederverwendungsorientierten Sammlung vor der Sammlung für das Recycling (auf dem Wertstoffhof)
  • Förderung der Reparatur neben der Wiederverwendung von Produkten der Inf. u. Komm.Technik (ICT)
  • Förderung der Wiederverwendung in den Kriterien für die öffentliche Auftragsvergabe
  • Verweis auf „Anreize für die Anwendung der Abfallhierarchie in der Abfallrahmenrichtlinie“.
  • Bereitstellung von Informationen über die Demontage und die chemische Zusammensetzung von Dauermagneten in Haushaltsgeräten auch für Wiederverwendungsbetriebe und nicht nur für Recycler
  • Förderung von Materialreduzierung und Suffizienz

WEEE-RICHTLINIE

*Die WEEE-Richtlinie 2012/19/EU regelt den Vertrieb sowie die Rücknahme und die sachgemäße Entsorgung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten innerhalb des europäischen Währungsraums. Sie trat am 13. August 2012 in Kraft und stellt eine Novellierung der WEEE-Richtlinie 2002/96/EG dar. Die WEEE Abkürzung steht für „Waste of Electrical and Electronic Equipment“. Die WEEE-Richtlinie wird durch die jeweiligen EU-Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt. In Deutschland geschieht dies durch das Elektrogesetz. WEEE-Richtlinien und Elektrogesetz arbeiten so Hand in Hand.

Die WEEE-Richtlinie wird derzeit in Vorbereitung auf eine größere Überarbeitung im Jahr 2025 evaluiert. Es wurden zwei Fragen dazu gestellt:

– Was könnte in Ihrem Land verbessert werden, um die Wiederverwendung und Reparatur von elektronischen Produkten zu fördern? Was hat sich in der Vergangenheit bewährt?

– Welche Erfahrungen haben Sie bei der Arbeit mit Ihren nationalen EPR für Elektro- und Elektronikprodukte gemacht?

So hat Österreich eine sehr fortschrittliche Strategie für die Kreislaufwirtschaft und die österreichischen Wiederverwender sagten, dass ein Reparaturbonus eine wichtige Hilfe für die Reparaturaktivitäten war, dass aber die Wiederverwendungsaktivitäten immer noch durch den Wettbewerb mit billigen, qualitativ minderwertigen neuen Produkten behindert werden, auch weil RUSZ seine eigene Sammlung von Großgeräten durchführt.

Herwin in Belgien arbeitet viel mit Recupel zusammen, da die flämische Gesetzgebung Wiederverwendungsziele vorsieht, aber Recupel die Sammlung von Ersatzteilen für Elektro- und Elektronik-Altgeräte immer noch nicht erlaubt.

Aus den Niederlande wurde berichtet über eine gute Beziehung des sozialwirtschaftlichen Re-Use mit niederländischen EPR (extended Producer Responsability) und dass man aufgrund des 55 %-Ziels in Zukunft stärker bei der Reparatur zusammenarbeiten möchte, vor allem, weil der Beitrag der Wiederverwendung von Elektronik zur Vermeidung von chemischen Verschmutzungsrisiken ein wichtiges Argument sein kann. Es wurden zudem auch Vereinbarungen mit einem Unternehmen getroffen, das Elektro- und Elektronik-Altgeräte außerhalb der EPRs kauft.

WEEE Irland hat zwar ein Rücknahmesystem, konzentriert sich aber hauptsächlich auf das Recycling.

Die italienische EPR konzentriert sich ebenfalls ausschließlich auf das Recycling. Außerdem gibt es in Italien kein Gesetz zur Vorbereitung auf die Wiederverwendung, so dass der Wiederverwendungssektor zu klein und schwach ist, um mit den EPR zu verhandeln.

Zum ‚RECHT AUF REPARATUR‘

Es gab auch einen kurzen Überblick über die „Right to Repair“-Initiative und den derzeitigen Interessenvertretern in Europa: Garantien werden ein sehr relevantes Thema für die Europaabgeordneten sein – wobei Erwähnungen von wirtschaftlichen Anreizen (Mehrwertsteuersenkung, EPR, Reparaturboni…) völlig fehlen.

Es wurden folgende Fragen diskutiert:

– Was ist Ihre Meinung zur Verbesserung der Reparatur durch Änderungen der Garantie?

– Welche wirtschaftlichen Anreize können die Reparatur und Wiederverwendung fördern? Welche direkte Erfahrungen haben Sie?

Der Vertreter aus Österreich wies darauf hin, dass gesetzliche Garantien problematisch sind und dass der Schwerpunkt auf der Senkung der Reparaturkosten liegen sollte. Idealerweise sollte dies durch EU-Reparaturgutscheine geschehen. Auch steuerliche Anreize können von entscheidender Bedeutung sein, die von einer Ermäßigung der Mehrwertsteuer bis hin zu einer vollständigen Verlagerung der Besteuerung von Arbeit auf Material reichen.

Arbeitskräftemangel ist ein wichtiges Hindernis, ebenso wie die Einhaltung der österreichischen End-of-Waste-Kriterien für die Vorbereitung zur Wiederverwendung.

In Belgien erhalten einige Kringwinkels von recupel Geld für die Sammlung, wobei eine höhere Gebühr gezahlt wird, wenn der gesammelte Gegenstand im Geschäft weiterverkauft wird. Die EPR-Gebühr reicht jedoch nicht aus, um den Arbeitskräftemangel und den Zugang zu hochwertiger Elektronik auszugleichen, wodurch Elektro- und Elektronik-Altgeräte weit weniger rentabel sind als Textilien. Schließlich könnte eine Steuerreform in Belgien auch auf Elektronikgeräte ausgedehnt werden.

In den Niederlanden und Deutschland werden ähnliche Diskussionen über die Mehrwertsteuer jetzt geführt.