Rreuse Studie zu E-Commerce in Sozialunternehmen – Mai 24

Übersetzt, Auszug aus kompletter Studie unter https://rreuse.org/wp-content/uploads/2024/05/d9-findings-and-evaluation-report-02.-digital-and-social-trends-in-customer-facing-services..pdf

Aus der Sicht der Sozialunternehmen bietet eine E-Commerce-Plattform zahlreiche Vorteile. Die meisten der am DigCircSoc-Projekt beteiligten Sozialunternehmen haben festgestellt, dass sie durch den Verkauf ihrer gebrauchten und/oder upgecycelten Waren auf E-Commerce-Plattformen neue Kundendemografien und geografisch breitere Zielgruppen erreichen können. Durch den elektronischen Handel können sie beispielsweise jüngere und/oder klimabewusste Bevölkerungsgruppen ansprechen, die oft digital natives sind und Secondhand- oder Vintage-Artikel bevorzugen. Außerdem können sie so ihren Umsatz über ihre physischen Geschäfte hinaus auf lokaler oder regionaler Ebene auf eine nationale oder sogar transnationale Ebene ausweiten.

Neben der Erweiterung des Kundenstamms kann der elektronische Handel auch den Verkauf vor Ort ergänzen, indem Online-Kunden die physischen Läden dieser Organisationen entdecken und besuchen oder indem physische Läden als Abholstelle für Online-Kunden dienen, was die Kundenfrequenz in diesen Läden erhöht. Einige Kunden werden auch über den Online-Shop auf die Arbeit dieser Sozialunternehmen aufmerksam, was deren Bekanntheitsgrad erhöht und ihre Bedeutung für die soziale Kreislaufwirtschaft in der Öffentlichkeit noch deutlicher macht.

Der elektronische Handel kann zwar den Umsatz steigern und die Einkommensquellen dieser Organisationen diversifizieren, aber die Auswirkungen auf den Umsatz sind je nach Art des Produkts unterschiedlich. Einige gebrauchte Produkte wie Bücher und elektronische und elektrische Geräte lassen sich Berichten zufolge leichter online verkaufen als andere Artikel wie Kleidung oder Upcycling-Waren. Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Kunden online leichter Produktinformationen für Bücher und Elektrogeräte erhalten und somit eine bessere Kaufentscheidung treffen können. Darüber hinaus unterscheiden sich Sozialunternehmen von großen Bekleidungsmarken, die oft einen kostenlosen Rückgabeservice anbieten, was dazu führt, dass die Kunden Kleidung in dem Wissen kaufen, dass sie sie gegen Erstattung des Kaufpreises zurückschicken können. Ein solcher Rückgabeservice ist für Sozialunternehmen betrieblich und kostenmäßig nicht machbar und wird daher in der Regel nicht angeboten.

Die Sozialunternehmen stellen nicht nur ihre gebrauchten Produkte auf eine E-Commerce-Plattform, sondern haben auch Anstrengungen unternommen, um ihre E-Commerce-Plattformen benutzerfreundlich und optisch ansprechend zu gestalten. Wie ihre kommerziellen Pendants arbeiten sie mit Lieferunternehmen zusammen, um ihren Kunden die Möglichkeit zu bieten, sich ihre Bestellungen an einen Abholort oder an ihre Adresse liefern zu lassen. Sie haben auch andere digitale Instrumente eingeführt, die ihnen bei der Vermarktung und der Steigerung ihrer Umsätze helfen. Dazu gehören die Suchmaschinenoptimierung und die Suchmaschinenwerbung, die dazu beitragen, dass die Online-Shops der Sozialunternehmen in den ersten Suchergebnissen auftauchen und so mehr Besucher auf sie aufmerksam werden.

Im Gegensatz zu kommerziellen Unternehmen verkaufen diese sozialen Unternehmen jedoch fast ausschließlich einzigartige, gebrauchte und/oder upgecycelte Produkte und haben daher festgestellt, dass es für sie wichtig ist, in ihren Online-Angeboten Produktbeschreibungen bereitzustellen, da sich ihre Kunden häufig nach den Artikeln und ihrer Herkunft erkundigen. Die Auflistung und Beschreibung einzigartiger Produkte ist oft mühsam, weshalb einige Unternehmen zu diesem Zweck KI eingesetzt haben. Interessanterweise haben sie festgestellt, dass diese KI-Tools besonders gut bei Büchern funktionieren, da sie ISBN-Codes haben, die eine einfache Identifizierung ermöglichen, während sie bei Upcycling-Waren, die sehr einzigartig sind und oft aus kombinierten Materialien bestehen, weniger gut funktionieren.

Diese Sozialunternehmen haben auch festgestellt, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Team des physischen Geschäfts, dem Logistikteam und dem E-Commerce-Team wichtig ist, um sicherzustellen, dass die online verkauften Artikel von den Sortierzentren oder physischen Geschäften an die Kunden versandt werden. Gleichzeitig müssen ja die in den physischen Geschäften verkauften Artikel aus den Online-Shops entfernt werden.
Das ist sehr schwierig und der Grund, warum die meisten Sozialunternehmen getrennte Lager für den Online- und den physischen Verkauf haben. Sie bemühen sich auch darum, die beteiligten Teams mit beiden Geschäften gut vertraut zu machen, damit sie auf die Fragen der Kunden nach dem anderen Geschäft eingehen und sie über die Möglichkeit und die Vorteile des Einkaufs dort informieren können, um sowohl den Online- als auch den physischen Verkauf zu stärken.

Der Betrieb von E-Commerce-Plattformen erfordert mehr finanzielle Mittel, da sie höhere Betriebskosten wie Versandkosten, Liefer- und Logistikkosten und Marketingkosten haben. Daher können Sozialunternehmen auf ihren E-Commerce-Plattformen nur Artikel anbieten, deren Preis über einem bestimmten Schwellenwert liegt, und die billigeren Artikel ihren physischen Geschäften überlassen. Außerdem müssen sie eine große Vielfalt an Produkttypen und eine ausreichend große Auswahl für jede Kategorie anbieten, um kontinuierlich Kunden anzulocken und besser mit kommerziellen Unternehmen konkurrieren zu können. Daher betonen diese Organisationen, wie wichtig es für die langfristige Nachhaltigkeit und Rentabilität ihres elektronischen Geschäftsverkehrs ist, genügend hochwertige Spenden zu erhalten. Da Sozialunternehmen in der Regel die einzigen Akteure auf dem Markt sind, die der lokalen Wiederverwendung Vorrang einräumen und die Abfallhierarchie beachten, sollten alle Spenden an sie und nicht an rein kommerzielle Secondhand-Händler geleitet werden, wie es dem Leitprinzip von RREUSE entspricht.

Trotz seiner Vorteile macht der E-Commerce-Umsatz immer noch einen relativ kleinen Teil des gesamten Einzelhandelsumsatzes dieser Sozialunternehmen aus. Die meisten von ihnen stützen sich nach wie vor stark auf den persönlichen oder den Business-to-Business-Verkauf, und sie stehen bei der Ausweitung ihres E-Commerce-Umsatzes weiterhin vor Herausforderungen (siehe nächster Abschnitt). Der Anteil des elektronischen Handels wächst jedoch und dürfte in Zukunft noch weiter zunehmen.